
Und hier geht das Abenteuer weiter:
Kapitel 2 – Entscheidungen – Teil 3
Tellurischer Novaraumer Sternenbestie
Kommandant Jairoum tan Lock
Die Weckfunktion des Sessels holte mich rüttelnd aus meinem traumlosen
Schlaf zurück in die Wirklichkeit. Talli !
»Ich entschuldige mich für die Störung. Ich glaube, dies hier wird Sie sehr
interessieren.«
Tallis Worte ließen mich schlagartig hellwach werden. Inzwischen drangen
seltsame Geräusche und Laute aus dem Lautsprechersystem der Zentrale.
Ich richtete mich kerzengerade in meinem Sitz auf und sah Talli fragend an.
»Was sie hören Commander sind Hyperfunksendungen, die soeben von
den Funkeinrichtungen des Schiffes aufgefangen werden. Einige sind verschlüsselt,
andere wieder kommen in unverschlüsselter Form herein. Die
Übersetzung der fremden Sprache und die Entschlüsselung der Daten laufen
bereits. Wenn es sich bei der Sprache nicht um ein sehr ungewöhnliches
Idiom handelt, dann werden wir in Kürze den Klartext der Sendungen hören
können !«
Freudige Erregung befiel mich. Wir waren also endlich auf intelligentes
Leben gestoßen. Ein schneller Blick auf das Navigationshologramm zeige mir,
dass die Sternenbestie inzwischen in den anderen Spiralarm der Galaxie eingedrungen
war und sich nicht mehr allzu weit von ihrem vorgegebenen Ziel entfernt befand. Ich fragte Talli:
»Zeigen die Fernabtaster schon irgend etwas
an ? Lässt sich feststellen, welchen Ursprung die Funksprüche haben ?«
»Noch nicht genau, Commander. Wir nähern uns aber definitiv einem
Raumgebiet mit hoher, künstlich erzeugter Energieentfaltung. Unser eigentlicher
Zielpunkt liegt noch einige hundert Lichtjahre dahinter. Wenn wir dieser
Sache hier nachgehen wollen, dann müssten wir den Flug des Schiffes unterbrechen.
Wollen wir das ?« Talli blickte mich fragend an und die Projektion
hob doch tatsächlich eine Augenbraue !
»Selbstverständlich, Talli ! Ich will wissen, was sich hier abspielt. Vielleicht
ist dies unsere erste Chance, mit Wesen in Kontakt zu kommen, die uns weiterhelfen
können. Die Bestie soll sich dem Gebiet mit der größten Energieentfaltung
nähern, aber kurz vorher in den Normalraum zurückgleiten. Wir wollen
schließlich nicht inmitten eines Infernos aus dem Hyperraum treten.«
»Verstanden ! Der Eintritt in den Normalraum steht unmittelbar bevor.
Vier, drei, zwei… .« Noch bevor Talli den Countdown beenden konnte, drang
die erste Übersetzung der aufgefangenen Funksprüche aus den Lautsprechern:
»…bitten um Hilfe ! Wer auch immer das Volk der Chelungas hört. Bitte helft
uns ! Wir werden von unbekannten…« Während die Übersetzung hier abbrach
und ich Talli noch zurufen wollte, das Schiff noch nicht in den Normalraum
übergehen zu lassen, war es schon zu spät. Die Sternenbestie brach aus dem
Hyperraum hervor und befand sich im selben Augenblick unter automatisch
hochfahrenden Schutz- und Tarnschirmen an einem wahren Tummelplatz
von aufeinander schießenden Raumschiffen !
»Na großartig !«, war mein Kommentar dazu, während ich meine Finger
über Sensorfelder huschen ließ und das Schiff mit Notleistung auf einen Kurs
abseits des Schlachtgetümmels brachte. Hiermit noch beschäftigt, fragte ich
Talli: »Situationsanalyse ?«
Die Projektion der KI des Schiffes ließ sich nicht lange bitten und antwortete
umgehend: »Wir sind auf zwei Flotten sich feindlich gegenüberstehender
und bekämpfender Intelligenzen gestoßen. Diejenigen, deren Funksprüche wir
aufgefangen haben, die Chelungas, verteidigen den Raum um ein Sonnensystem
mit fünf Planeten – vielleicht das Heimatsystem dieser Spezies. Ihnen gehören
die auf den Schirmen erkennbaren Schiffe mit der eiförmigen Bauweise.
Wie es scheint, sind sie die technologisch Unterlegenen in diesem Kampf ! Die
andere Seite benutzt Raumschiffe, die von einem sphärenförmigen, dunklen
Feld umgeben sind – wahrscheinlich von einer Art Schutzschirm.
Dieses Feld ist für unsere Sensoren undurchdringlich und Rückschlüsse auf das, was sich
dahinter verbirgt, lassen sich nur aus den Emissionen ziehen, die aus dem Feld
herausdringen. Es sind hauptsächlich vernichtende Kampfstrahlen verschiedener
Energierichtungen. Die Flotte der »Schwarzen«, wie ich sie vorerst nenne,
dringt gerade in das System der Verteidiger ein, und hat kaum Schwierigkeiten
dabei ein Schiff der Verteidigerflotte nach dem anderen zu vernichten, obwohl
auch diese Schiffe von Energieschirmen umgeben sind. Weiter lässt sich nach
den vorhandenen Daten sagen, dass der Sternenbestie wohl von dem Rest der
Flotte der Verteidiger keine Gefahr droht, wohingegen ein konzentrierter Angriff
der schwarzen Flotte vermutlich äußerst unerfreuliche Auswirkungen
haben würde !«
Während Tallis Ausführungen hatte ich mich vergewissert, dass sich das
Schiff in absolutem Gefechtszustand befand. Sämtliche Schutzschirme der
Sternenbestie und alle Strahlenwaffen standen unter Energie. In den Abschussschächten
der Torpedos und Raketen lauerten die todbringenden Geschosse
auf ihren Einsatz. Die von ihren internen KIs gesteuerten Raumjäger standen
auf ihren energetischen Startkatapulten und die mächtigen Antriebsmaschinen
des Schiffes arbeiteten mit voller Nennleistung. Das Schiff war bereit,
seinem Namen alle Ehre zu machen und sich in eine todbringende und feuerspeiende
Bestie zu verwandeln.
»Talli ! Nimmt man von unserer Anwesenheit schon Notiz ?« »Nein, Commander.
Obwohl unser Auftauchen mit Sicherheit von beiden Parteien registriert
wurde, macht niemand Anstalten nach uns zu suchen oder uns anzufunken !«
Gerade in diesem Augenblick sprachen die audiovisuellen Empfänger des Schiffes
wieder an und auf dem Hauptbildschirm erschien das Abbild eines gestikulierenden
Wesens, welches Ähnlichkeit mit den auf Tellur beheimateten amphibischen
Säugetieren hatte. Zwei große Augen ragten aus einem konischen Kopf, welcher
halslos auf einem gedrungenen Körper saß. Die flossenähnlichen Extremitäten
wiesen in Richtung Aufnahmegerät. Aus dem Lautsprechersystem der Zentrale
drang wieder die künstliche Stimme, die übersetzte, was dieses Wesen an
Lauten von sich gab. »Ihr, die ihr unserem Ruf gefolgt seid. Seid versichert, dass
wir grundlos angegriffen werden. Wir sind ein friedliches Volk, das sich seinen
Lebensraum nur dort nimmt, wo er nicht von anderen beansprucht wird. Wir
wissen nicht einmal, wer uns hier angreift, aber wir werden ohne Hilfe untergehen.
Bitte… !« Nach diesem letzten Wort wurde die Verbindung unterbrochen
und das Bild auf dem Hauptschirm schaltete zurück zum Kampfgeschehen.
Ich sah Talli an und meinte: »Wir können schlecht den Wahrheitsgehalt
dessen überprüfen, was wir da gerade zu hören bekommen haben, nicht wahr ?
Aber die Situation scheint klar zu sein. Da wird jemand angegriffen, der deutlich
unterlegen ist. Und das ist etwas, was mir ziemlich missfällt ! Ich habe vor
Partei zu ergreifen. Irgendwelche Einwände ?«
Talli blickte mich an und entgegnete: »Sie sind der Commander ! Die
Chance, einen Kampf gegen die schwarze Flotte zu bestehen, liegt nach Einschätzung
der KI bei etwa sechsundachtzig Prozent. Unter der Voraussetzung,
dass wir es nicht mit der gesamten Flotte gleichzeitig aufnehmen müssen ! Das
Risiko eines Totalverlustes liegt bei vier Prozent. Sollte der Feind die Oberhand
gewinnen, so können wir uns mit allergrößter Wahrscheinlichkeit noch
rechtzeitig absetzen.«
Ich runzelte die Stirn und sagte: »Letzteres wollen wir nicht hoffen. Ich
habe die Absicht, diesen Invasoren eine Lektion zu erteilen. Also los !« Ich ließ
die Bestie wieder den Kurs ändern und auf die eine Flanke der gegnerischen
Flotte zusteuern. »Wie viele Schiffe hat die schwarze Flotte ?«
»Dreiunddreißig Einheiten unterschiedlicher Größe, wenn man von der
Ausdehnung der dunklen, mutmaßlichen Schutzfelder oder Sphären auf die
Größe des dahinter verborgenen Schiffes schließen kann.«
»Irgendwelche funktechnischen Äußerungen unserer Freunde unter den
schwarzen Hauben ?«
»Nein, Commander. Von diesen Schiffen gehen überhaupt keine Kommunikationssignale
aus. Auch untereinander halten sie absolut Funkstille.«
»Na schön ! Dann wollen wir mal. Start aller automatisierten Jäger ! Diese
sollen eine Position an der gegenüberliegenden Flanke der gegnerischen Flotte
beziehen und auf unser Signal hin mit dem Angriff beginnen, bis dahin aber
außer Reichweite der gegnerischen Waffensysteme bleiben. Die Tarnschirme
abschalten und folgende Nachricht in allen bekannten Sprachen und auf allen
bekannten Frequenzen absenden: Hier ist der tellurische Novaraumer Sternenbestie.
An die Schiffe der angreifenden Flotte. Stellen Sie sofort alle Kampfhandlungen
gegen die unterlegene Partei ein ! Sie erhalten eine angemessene
Zeitspanne um diese Botschaft zu übersetzen. Sollten Sie Ihren Angriff fortsetzen,
tragen Sie die Konsequenzen.«
Die Sternenbestie enttarnte sich und wurde damit für ihre Umgebung weithin
sichtbar, wie sie sich langsam auf die schwarzen Raumer zu bewegte. Die
Nachricht wurde gesendet und das Warten auf eine Reaktion begann.
Doch nachdem eine mir endlos erscheinende Zeitspanne verstrichen war und Talli
meinte, dass jetzt selbst die rückständigste Übersetzungstechnologie den von
uns gesendeten Text verarbeitet haben sollte, setzten die Schiffe der schwarzen
Flotte ihren Angriff unvermindert fort.
»Talli ! Wir schicken denen da drüben eine letzte Warnung. Eine Salve aus
den Strahlgeschützen in den Kurs der schwarzen Flotte. Noch kein Zielfeuer !«
Ein leises Vibrieren durchlief den Rumpf der Sternenbestie, als die Salve die
Mündungen der Strahlenkanonen verließ. Genau zwischen dem Pulk der zurückweichenden
Verteidigerschiffe und der Meute der angreifenden Raumer
hinter ihren schwarzen Schutzsphären zuckte das Energieinferno hindurch.
Jetzt endlich zeigten sich Reaktionen. Die eine Hälfte der schwarzen Flotte
setzte ihren Angriff auf das Sonnensystem und die Verteidiger fort. Die andere
Hälfte nahm Kurs auf die Sternenbestie. Während mir der Mund völlig
austrocknete, sagte ich zu Talli: »Alle Energie in die Schutzschirme. Sie sollen
den ersten Schuss haben. Aber dann geben wir ihnen alles, was die Bestie zu
bieten hat !«
Kaum waren die feindlichen Schiffe auf Reichweite ihrer Waffen heran, da
brach in den Schutzschirmen der Sternenbestie die Hölle los.
»Schutzschirm eins durchschlagen, Schirm zwei Belastung bei fünfundachtzig
Prozent mit steigender Tendenz, innerer Schutzschirm noch nicht
belastet.« Das kam von Talli…
und das kam von mir: »Feuer !«

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